Wahrnehmungsprozess – Wie funktioniert das?

Im Alltag sind dynamische Wahrnehmungsprozesse deine kontinuierlichen Wegbegleiter. Deine Wahrnehmung beinhaltet viele komplexe Vorgänge des Informationsaustausches und ist aufgrund der Verkettung von Reizaufnahme, Reizverarbeitung und Beantwortung der unterschiedlichen Reize als Kreislauf zu betrachten, der sich ständig erneuert. Du nimmst einen Reiz wahr und verarbeitest diesen mit deinen vorhandenen Erinnerungen. Zeitgleich kann dir der Reiz aber auch neue Informationen liefern. Die Vorgänge der Informationsgewinnung, der Interpretation und die Reaktion auf deine Wahrnehmungen können sich abwechseln, überschneiden oder erfolgen gemeinsam. Da du unaufhörlich neue Informationen aus deiner Umwelt und aus deinem Körper gewinnst, werden ständig neue Wahrnehmungsprozesse ausgelöst und der Kreislauf deiner Wahrnehmung beginnt von vorne. (1)

Ein Reiz führt zur Reaktion – Der Verlauf deines Wahrnehmungsprozesses:

Der Wahrnehmungsprozess beginnt mit der Reizaufnahme und dessen Übertragung – hier kommt es bereits zu einer Selektierung nach Wichtigkeit, Dringlichkeit oder eher belangloses. Die unterschiedlichen Informationen nimmst du über die Rezeptoren deiner Sinnesorgane auf. (2)
Mittels elektrischer und chemischer Energieübertragungen gelangen die Reize zu deinem Zentralnervensystem (Rückenmark und Gehirn) und werden über die afferenten (aufsteigenden) Bahnen in dein Gehirn gesendet. (3)

Es folgen die Speicherung der neu ankommenden Reize in den zuständigen sensorischen Zentren der Großhirnrinde und der Vergleich der Informationen mit bereits erlebten Sinneseindrücken. Einzelne Reize werden bei der Verarbeitung deinen vormaligen Erlebnissen zugeordnet. (4)

Den abschließenden Vorgang deines Wahrnehmungsprozesses bildet eine angebrachte Antwort auf den Reiz. Dein Gehirn sendet Informationen über die efferenten (absteigenden) Bahnen zur beteiligten Muskulatur und zu deinen Organen. Du reagierst mit Veränderungen in deiner Verhaltensweise oder mit einer motorischen Handlung. Deine muskulären Aktivitäten werden durch Feedbacks kontrolliert und angepasst. Deine Reaktion auf einen Reiz löst neue Wahrnehmungsprozesse aus. (5)

Die unterschiedlichen Reize deiner Wahrnehmung:

Dein Wahrnehmungsprozess unterscheidet zwischen einer äußeren und inneren Wahrnehmung und beinhaltet einen objektiven und subjektiven Teil.

Mit der äußeren Wahrnehmung empfängst du Informationen aus deinem Umfeld und leitest diese an dein Zentralnervensystem weiter. Diese Umgebungsreize bezeichnet man auch als exterozeptive Reize. Die Reizaufnahme erfolgt über die Rezeptoren deiner Sinnesorgane. Du kannst Umgebungsreize einzeln oder in Kombination wahrnehmen. Deine äußeren Wahrnehmungen führen zu Reaktionen in deiner Motorik als muskuläre Antworten oder zu Anpassungen deines Verhaltens aufgrund der hervorgerufenen Empfindungen auf einen Reiz.

Die Körperwahrnehmung oder innere Wahrnehmung sendet Informationen aus deinem Körper ins Gehirn. Dazu zählen propriozeptive Reize. Diese liefern dir Informationen über die Lage und Bewegung des Körpers im Raum, der Spannung der Muskulatur und sie kontrollieren dein Gleichgewicht. Die Wahrnehmung deiner Organtätigkeiten bezeichnet man als Viszerozeption. Über die Körperwahrnehmung bekommst du ein Feedback über deine Reaktionen auf einen Reiz und kannst dadurch die muskuläre Reizantwort kontrollieren und anpassen. (6)

Der Objektive Teil bezieht sich auf die Reizaufnahme über deine Rezeptoren und Sinnesorgane und dessen Verwertung sowie der Reizübertragung zu deinem Gehirn.

Die Umwandlung des Sinneseindrucks zu einer Empfindung und einer unterschiedlich gewerteten Wahrnehmung wird dem subjektiven Teil zugeordnet. (7)

Erfahre mehr über:

– deine Sinnesorgane

– dein Nervensystem

– dein Gehirn

Literatur:
(1) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 32, 46f
(2) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 45
(3) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 33, 39, 43f
(4) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 33
(5) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 32, 44, 46
(6) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 32, 87, 119, 122
(7) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 32