Taktile Wahrnehmung - Tastsinn

Deine taktile Wahrnehmung hat wichtige emotionale und soziale Funktionen.

Deine taktile Wahrnehmung (Tastsinn) verfügt über das größte sensorische Organ deines Organismus, die Haut. Auf der Oberfläche befindet sich eine Vielzahl sensorischer Wahrnehmungs-rezeptoren, welche unterschiedlichste Reize empfangen. Deine Rezeptoren reagieren auf Berührung, Druck, Temperatur, Schmerz, Zug und Vibration. Die Impulse werden über deine afferenten Bahnen zum Hirnstamm weitergeleitet. Dein Gehirn erfasst sofort die einwirkenden Reize, von welcher Körperstelle sie gesendet werden und welche Qualitäten sie haben. Reize können eine zärtliche Berührung sein, Wärme oder Trost spenden oder unangenehme, schmerzhafte Empfindungen auslösen. (1)

Die Dichte deiner Rezeptoren verteilt sich sehr unterschiedlich.

Pro Quadratzentimeter Haut können sich zwischen 7 und 135 Rezeptoren befinden. Am höchsten ist die Anzahl deiner Tastkörperchen in deinen Handkuppen, Handtellern, Fußsohlen und Lippen. Dein Rücken ist eher spärlich belegt.
Deine Körperhärchen oder Kopfhaare zählen auch zu deinen Berührungsfelder. Deine Haarwurzeln sind umgeben von empfindlichen und feinen Nervenfasern. Sie nehmen alle Bewegungen deiner Haare wahr. Wenn die Haarspitzen deines Handrückens oder Arms eine Berührung wahrnehmen, werden die Reize durch eine Art Hebelwirkung weitergeleitet. (2)

Mit deiner Hand, die ein Teil der taktilen Wahrnehmung ist, kannst du durch aktives Berühren Informationen über Gegenstände und Materialien gewinnen und deren Beschaffenheit zuordnen.

Deine Hand ist ein vielseitiges Werkzeug. Sie kann feststellen, wie schwer und groß ein Gegenstand ist. Welche Form er hat und wie seine Oberfläche beschaffen ist, wie z. B. Rauheit oder Glätte aber auch hart oder weich. Mit deiner Hand kannst du feste oder glibberige Konsistenzen wahrnehmen und ob der Gegenstand warm, kühl, neutral oder kalt ist. Im Alltag gebrauchst du deine Hand eher als Ausführungsorgan, um den Gegenstand aufzuheben, wegzuschieben, festzuhalten oder wegzuwerfen und nicht als dein Erkundungsorgan. (3)

Wenn du dich im Dunkeln zurechtfinden und bewegen musst oder du deine Augen schließt, rückt deine taktile Wahrnehmung stärker in dein Bewusstsein.

Die Bereiche deiner taktilen Wahrnehmung:

Berührungswahrnehmung:
Du nimmst Reize von außen auf, z. B. Regentropfen auf deiner Haut.

Erkundungswahrnehmung:
Du fügst dir durch Angreifen eines Gegenstandes selbst Reize zu.

Temperaturwahrnehmung:
Die Temperatur stellst du entweder durch direkten Hautkontakt oder die Registrierung der Lufttemperatur fest.

Schmerzwahrnehmung:
Sanfte Schmerzempfindungen dienen dir als Warnung, wobei brennender oder stechender Schmerz auf eine mögliche Verletzung hindeutet und deine weiteren motorischen Aktivitäten steuert. (4)

Fühl bewusst hin!

+) Augen zu und durch: Verbinde dir die Augen und versuche, dich in einem dir bekannten Raum, nur durch ertasten zurechtzufinden. Erkennst du, wo du dich im Raum befindest?

+) Fühl mal rein: Lege dazu unterschiedlich beschaffene Gegenstände/Materialien in ein Schachtel und befülle sie dann mit z. B. Maiskörnern, bis die zu erfühlenden Gegenstände verdeckt sind. Suche nun die Gegenstände in der Schachtel. Wenn du einen Gegenstand hast, fühle welche Eigenschaften er besitzt. Ist er kalt oder warm, leicht oder schwer, hart oder weich, usw.,… Du kannst dir dabei natürlich auch gerne die Augen verbinden. Finde durch Selbstversuche heraus, wie du dich auf deine taktile Wahrnehmung fokusieren kannst bzw. wie und wo du sie bewusster wahrnimmst!

Viel Erfolg beim Erforschen deiner taktilen Wahrnehmung!

Literatur:
(1) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 104f, 111
(2) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 105
(3) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 106, 107
(4) Zimmer, R.: Handbuch der Sinneswahrnehmung. Freiburg: Herder, 2011, S. 107, 108